Für den Swiss Vintage Award 2024 nahmen Experten Weine der Jahrgänge 2014 und 2004 unter die Lupe.
Jahrgänge mit der Endziffer vier haben eines gemeinsam: kühle Temperaturen, viel Regen – so wie dieses Jahr – und einen hohen Pilzdruck. So begann das Jahr 2014 – kühl und feucht. Ein stabiles Hoch sorgte erst im September für einen schönen Herbst. Doch dann fiel die Kirschessigfliege, Drosophila suzukii, über die blau-en Trauben her. Noch zehn Jahre früher, in 2004, waren das Frühjahr und der Sommer ebenfalls kühl und feucht. Die Reife kam spät und die Ernte der Trauben dauerte mancherorts bis weit in den November hinein.
Zum zehnjährigen Jubiläum des Swiss Vintage Awards prüften die Experten um Degustationsleiter Ulrich Sautter neben zehnjährigen Crus auch doppelt so lange gereifte Weine. «Die besten Weissweine haben nach 20 Jahren in der Flasche ihre Terroir-Töne voll entfaltet. Am Gaumen schön gebündelt, überzeugen sie mit einem immer noch lebendigen Säurespiel», schrieb Ulrich Sautter auf der Website des Awards. Viele Rotweine besitzen, unabhängig von Rebsorte und Herkunftsregion, eine grosse Dichte bei hochwertiger Gerbstoffqualität. Sie sind noch lange nicht am Ende ihres Lebenswegs angekommen. Von 23 ausgezeichneten Weinen des Jahrgangs 2004 stammten 19 aus der Schatzkammer des Mémoire des Vins Suisses.
Beim Jahrgang 2014 präsentierten sich die Weissweine auf einem kulinarisch wertvollen Reifepunkt. «Mit komplexem Duft und einer feinen Säure sind sie beste Speisebegleiter», fasst Ulrich Sautter die Verkostung zusammen. Bei den Rotweinen gefielen die etwas höheren Säurewerte des Pinot Noir gepaart mit einer stoffigen Saftigkeit. Die Merlots aus dem meist sonnenverwöhnten Tessin hatten zur Strenge neigende Gerbstoffe und den roten Spezialitäten aus dem Wallis waren vegetabile Untertöne eigen. Edel gereift, stehen die besten 2014er am Beginn ihrer Trinkreife. Von 95 ausgezeichneten Weinen des Jahrgangs 2014 stammten 48 aus der Schatzkammer des Mémoire des Vins Suisses.
Ob ein Wein wirklich nobel ist, zeigt sich mit zunehmender Reife. Selbst sogenannte schwächere Jahrgänge haben das Zeug dazu. Dass beste Schweizer Weine zu den edelsten Gewächsen der Welt gehören, belegt die Arbeit des im Jahr 2002 gegründeten Mémoire des Vins Suisses. Events mit Weinen aus dessen Schatzkammer offenbaren, wie gut entwickelte Aromen mit Speisen der feinen Küche harmonieren. Gemäss Swiss Wine List Award gibt es einige exklusive Restaurants, in denen gereifte Weine angeboten werden. Zudem haben zahlreiche grössere Weinbaubetriebe, nicht nur Mitglieder des «Mémoire», noch kleinere Mengen gereifter Weine im Angebot.
(Gabriel Tinguely)