Das Zusammenspiel von Elementen bestimmt die Harmonie. Dabei spielt die Chemie eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Charakteristisch für die Verdejo-Weine der DO Rueda ist ihr fruchtiges Bouquet mit Fenchel- und Anisduft. Am Gaumen dominieren Säure und angenehme Bitternoten. So erfrischt ein lebendiger Verdejo zum Aperitif und regt den Appetit an. Doch mit nüchternem Magen kann dies selbst versierte Weinliebhaber überfordern. Da helfen ein paar Oliven oder Tomatencrostini. Denn eine Prise Salz und ein paar Tropfen Olivenöl schwächen die Säure und Bitterkeit im Wein. Cremige Häppchen mit süssen Komponenten eignen sich hingegen weniger. Sie würden die Säure verstärken. Von den sechs empfohlenen Weinen sind der aromatische Sauvignon Blanc von Martivillí und der lupenreine Verdejo der Finca Tresolmos aus dem Stahltank die beste Wahl.
Gemüsegerichte wie eine vegetarische Paella, Fisch und Meeresfrüchte sowie helles Fleisch verlangen nach kräftigen Weinen. Dazu zählen die konzentrierten Crus von alten Reben. Mit dem Aufwirbeln der Feinhefen und einem Ausbau in Betoneiern gewinnen sie an Fülle. Beste Vertreter sind der Montepedroso Enoteca und der Chapirete Prefiloxérico, ein Gran Vino de Rueda.
Beim Braten entstehen intensive Aromen, die unter anderem an Karamell erinnern. Solche Röstaromen verschmelzen perfekt mit Toastaromen von in Barriques gereiften Weinen. Auf der Haut gebratener Fisch oder eine Perlhuhnbrust mit knuspriger Haut harmonieren mit den Rueda-Weinen von José Pariente oder Cuatro Rayas. Beide reiften in 500-Liter-Fässern.
Zum Dessert verlangt Süsse nach noch mehr Süsse wie Verdejo-Süssweine mit dem gelben DO-Gütesiegel.
(Gabriel Tinguely)
Im Januar 1980 wurde die DO Rueda als erste Herkunftsbezeichnung der spanischen Region Kastilien und León eingeführt. Die Region ist auf die Herstellung von Weisswein spezialisiert. 88 Prozent der Anbaufläche ist mit Verdejo bestockt. Sauvignon Blanc spielt zunehmend eine Rolle.
Das neue schwarz-goldene Gütesiegel «Gran Vino de Rueda» wurde mit dem Jahrgang 2021 eingeführt. Gekennzeichnet werden damit Weine aus Trauben von mehr als 30-jährigen Rebstöcken, die zudem mindestens ein Jahr in der Flasche reiften.
Das heisse Jahr 2023 ergab einen kräftigen (13,6 Vol.-%) und dennoch ausgewognen Wein (5,4 g/l Säure, 1,8 g/l Restzucker). Sein Bouquet ist ausgeprägt und duftet nach Kiwi, Ananas und rosa Grapefruit. Erfrischende Säure am Gaumen ist gut balanciert. Fruchtaromen und mineralische Noten hallen lange nach.
Der Verdejo von mehr als 60-jährigen Reben gärte und reifte in 500- und 228-Liter-Fässern aus französischer Eiche. Sein gelbfruchtiges Bouquet betört mit Noten von Anis und Eukalyptus. Am Gaumen folgt ein Höhepunkt dem anderen: cremige Textur im Auftakt, frische Säure und kaum enden wollende Länge.
Ein lupenreiner Verdejo vom Schwemmland zwischen den Flüssen Adaja und Eresma. Im Stahltank vergoren und mit täglichem Aufwirbeln der Feinhefen während sechs Monaten. Brioche, Pfirsich, Zitrone und Zitronenthymian betören die Nase. Körperreich am Gaumen mit erfrischender Säure und feinen Bitternoten.
Tief Zitronengelb mit grünen Reflexen präsentiert sich dieser Verdejo nach 34 Tagen Gärung und Mazeration der ganzen Beeren. Dann folgen fünf Monat Bâtonnage und neun Monate der Reife in Beton-eiern. Auf Fenchel-, Anis- und Rauchnoten in der Nase folgen am Gaumen sensationelle Fülle, elegante Struktur und Länge.
Der Verdejo von 80- bis 100-jährigen Reben trägt das schwarze Gütesiegel Gran Vino Rueda. Er reift in Stahltanks, Betoneiern und 500-Liter-Fässern. Ein sehr filigraner Wein mit dem Duft von Pfirsich und Zitrone sowie Anis- und Thymiannoten. Intensiv (6,57 g/l Säure), elegant (12,5 Vol.-%) und sehr komplex.
Prefiloxérico bedeutet, dass diese Verdejo-Reben vor dem Einfall der Reblaus gepflanzt wurden und über 145 Jahre alt sind. Der Wein hat ein konzen-triertes Bouquet mit Noten von Mirabelle, Zitrone und Kamille. Auf Extraktsüsse und Fülle am Gaumen folgen strukturge-bende Säure und fruchtbittere Noten im langen Nachhall.