Der Krienser tritt vom 10. bis 12. Juni beim Europafinal des Bocuse d’Or an. Seinen letzten freien Tag hatte er vor Weihnachten.
Endspurt! Von diesem Sonntag bis Dienstag gilt es für Mario Garcia ernst. Beim Europafinal des Bocuse d’Or tritt der Gewinner der Schweizer Ausscheidung in Turin gegen 19 Spitzenköche an, die sich in ihren Ländern durchgesetzt hatten. Um es in den Weltfinal zu schaffen, muss Garcia unter die besten zehn Europäer kommen. Doch das reicht dem Krienser nicht: «Ich will gewinnen. Dafür arbeite ich.» Als realistisches Ziel setzt er sich einen Platz auf dem Podest. Das schaffte noch kein Schweizer. Ein Nachteil für Garcia?
«Gewiss ist es ein Vorteil, wenn ein Land als eines gilt, das stets Spitzenplätze herausholt. Aber ich will mich nicht hinter dieser Ausrede verstecken.» Lieber setzt er sich damit auseinander, was er tun kann, um die Ergebnisse seiner Vorgänger zu übertreffen. «Ich meine das nicht arrogant, aber es hat noch kein Schweizer Kandidat so viel Aufwand betrieben wie ich.» Um sich ganz der Vorbereitung auf den Europafinal widmen zu können, hat Garcia seine Kochschule vorübergehend geschlossen. Ein stiller Gönner bezahlt dem Mitglied des Schweizer Kochverbands skv die Hälfte seines Lohnausfalls.
Zudem arbeitet der 27-Jährige mit einem Mentaltrainer. «Er schult mich im Umgang mit Druck und nahm mir die Zweifel, ob man es als Schweizer überhaupt nach ganz oben schaffen kann.» Garcia ist überzeugt, dass es «Momente gibt, in denen die Jury beim Schweizer nicht mehr wegschauen kann. Sie wird sehen, wie viel investiert wurde und wie hoch die Qualität auf dem Teller ist.»
Weiter zeigt ihm der Mentalcoach neue Blickwinkel auf, wenn Garcia mal glaubt, es gehe nicht mehr weiter. Der Gedanke vom möglichen Scheitern komme dennoch hin und wieder. «Ich nehme ihn dankend an, um ihn bald wieder zur Seite zu legen. Aber dieses Bewusstsein der Möglichkeit des Scheiterns ist wichtig, um fokussiert bei der Sache zu sein.»
Am vergangenen Montag absolvierte Garcia mit seinem Coach Rasmus Springbrunn und seinem Commis Martin Amstutz den letzten Probedurchgang. «Alles passte: die Zeit, das Aussehen, der Geschmack», verrät Garcia. «Nun haben wir die nötige Sicherheit.» Geheim bleibt hingegen, was denn in Turin auf seinen Teller kommt. «Das ist das grosse Geheimnis aller Teilnehmer. Wir achten genau darauf, dass kein Foto unserer Gerichte im Netz landet.»
Den grössten Respekt hat er vor den skandinavischen Vertretern. «Sie werden sehr stark sein. Wie zuletzt immer. Die Vertreter aus Dänemark, Schweden und Norwegen werden allesamt von Coaches vorbereitet, die selbst schon Finalteilnehmer waren. Die europäische Ausscheidung ist ganz klar die schwierigste.»
Doch Garcia freut sich auf den kommenden Sonntag und die beiden darauffolgenden Tage. «Es kommen 40 bis 50 Verwandte, Freunde und Fans nach Turin. Was ich dort mache, wird das Geilste, das ich je gekocht habe.» Dafür gönnte sich der ehrgeizige Wettbewerbskoch seit Weihnachten keinen freien Tag mehr. «Morgens stehe ich auf, dann gehe ich in die Küche, und abends lege ich mich schlafen. Es ist schon crazy.» Ausgleichende Freizeitaktivitäten betreibe er keine. Oft habe er Albträume und muss mitten in der Nacht aufstehen.
«Ja, meine Freunde haben mir empfohlen, nach dem Europafinal in die Ferien zu gehen. Mal schauen.» Darüber kann er nachdenken, wenn es so weit sein sollte. Vorerst gilt seine Aufmerksamkeit ganz dem Auftritt in Turin. «Ich bin überzeugt, dass es bis ganz weit nach vorne reichen kann.»
(Benny Epstein)
Wie es Mario Garcia am Europafinal des Bocuse d’Or in Turin (10.–12. Juni) läuft, erfahren Sie unterhotellerie-gastronomie.ch. Wir berichten vor Ort live.